Oh Canada

7. - 9. Juni 2015

Nach ca. 7h, beziehungsweise theoretischen 30 Minuten Flugzeit (der Zeitverschiebung sei Dank), landeten wir am späten Nachmittag des 7. Junis 2015 in Kanada. Anschliessend mussten wir uns dem Kreuzverhör des immigration officers stellen. Zwischenzeitlich machte sich aufgrund der vielen Fragen und der angespannten Mimik des officers doch etwas Nervosität bei uns breit... Nach ca. 15 Minuten konnten wir ihn aber davon überzeugen, dass wir absolut keine Absichten haben, in Kanada zu arbeiten - schliesslich wollen wir ja unsere Frühpension geniessen und nicht schon wieder arbeiten ;-) Als wir das Flughafengebäude verliessen, freuten wir uns nach den isländischen Temperaturen über die wärmenden Sonnenstrahlen in Vancouver.

Mit der Aufenthaltsbewilligung für 6 Monate im Pass suchten wir ein Taxi, welches uns zum Hotel fuhr.

 

Im Hotel wurden wir von den Vorbesitzern unseres Campers, Brigitta und Fritz, in Empfang genommen. Am Abend bereitete Brigitta uns ein leckeres Abendessen in der Camperküche zu, während Fritz uns die technischen Finessen unseres zukünftigen Reisemobils erklärte. Bei einer oder zwei Flaschen Wein, stimmten wir uns auf unser bevorstehendes Abenteuer ein.

 

Am kommenden Tag stand die Überschreibung des Campers in einem Versicherungsbüro auf dem Programm. Dies konnte recht unkompliziert und schnell abgewickelt werden, sodass wir nach dem Mittag bereits die ersten Fahrversuche durch Vancouver unternehmen konnten. Die ersten Kilometer verlangten einiges an Konzentration ab, zumal unser Fahrzeug doch relativ gross und schwer (7 Meter lang und 4.5 Tonnen schwer) und die Strassen in Vancouver zwar angenehm breit aber dennoch etwas anspruchsvoll zu fahren sind.

Wir suchten uns einen Stellplatz ausserhalb Vancouver (Squamish), um unser neues Zuhause einrichten zu können. 

 

Der nächste Tag führte uns weiter über den hügeligen Highway. Um die Geländetauglichkeit unseres Autos (auf einen Namen konnten wir uns bisher noch nicht einigen - scheint schwieriger als bei einem Kind zu sein) zu testen, entschieden wir uns einen Abstecher über einen Pass (ca. 2000müM) zu nehmen. Die steile und holprige Gravelroad verlangte uns und dem Camper vollste Konzentration ab. Der geschätzt 20% steile Anstieg wurde aber mit einer wunderbaren Landschaft während der Fahrt und auf der Passhöhe belohnt. Als wir einen Übernachtungsplatz gefunden haben, stellten wir fest, dass das Gas nicht mehr funktionierte. Da die Fehlerquelle nicht ausfindig zu machen war (beide Flaschen waren voll gefüllt), beschlossen wir, in die nächste Ortschaft zu fahren, mit der Hoffnung einen Mechaniker zu finden, der den Defekt beheben kann. Dies bedeutete nach einem langen Fahrtag zwei weitere Fahrstunden.  Als wir in Lillooet ankamen, konnte uns niemand so richtig Auskunft geben, wer sich der Reparatur annehmen könnte. Da unser Kühlschrank mit Gas betrieben wird, suchten wir einen Campingplatz mit Stromanschluss, damit unsere Lebensmittel nicht verderben. Auf dem Campingplatz wurde uns eine mögliche Anlaufstelle für die Reparatur gennant, welche wir aber erst am nächsten Tag anfahren konnten. Um trotzdem noch zu einem warmen Abendessen zu kommen, bereiteten wir dieses auf dem Benzinkocher zu. Da sich Claudi dessen Handhabung nicht mehr ganz sicher war, versuchte sie es einfach mal (probiere goht halt über studiert, gäll) was in einer Stichflamme im Camper endete. Als ich von der Registration zurückkam, fand ich den Benzinkocher vor dem Camper liegend und eine fluchende Claudi vor. Der Kocher konnte nach einigem Schrauben wieder in Betrieb genommen werden, sodass wir unser Abendessen doch noch zubereiten und warm geniessen konnten.  

 

10. - 12. Juni 2015

Beim genannten Mechaniker wurde uns erklärt, dass es in Lillooet niemanden gäbe, der die Gasreparatur vornehmen könnte. Man empfahl uns, ins ca. zwei Stunden entfernte Kamloops zu fahren und dort unser Glück zu versuchen. Dort angekommen begann die schnitzeljagdartige Odyssee. wir fragten uns von Mechaniker über Autogaragen durch und wurden immer wieder an andere Stellen verwiesen. Dabei zeigten sich zwar alle sehr hilfsbereit und freundlich, konnten uns aber leider nicht weiterhelfen oder waren für die nächsten sieben Tage ausgebucht. Am späten Nachmittag fanden wir endlich einen RV-Service, welcher uns für Samstagmorgen einen Termin anbieten konnte. Fürs erste beruhigt, stellten wir uns darauf ein, die nächsten Tage in Kamloops zu verbringen, um den Termin abzuwarten. Dank Subway, dessen Internet und weiteres Irrfahren durch die Grossstadt stiessen wir ausserhalb von Kamloops auf ein kleines Mechanikergeschäft, welches uns von der vorherigen Anlaufstelle empfohlen wurde. Prompt konnte uns dieser einen Termin für den kommenden Morgen anbieten.

 

Am nächsten Tag lokalisierte unser Retter bald die Ursache unseres Gasmangels. Durch die gestrige holprige Gravelfahrt ist ein Gasrohr gebrochen, sodass der Sicherheitsmechanismus kein Gas mehr zuleiten liess (zu unserem Glück, denn wäre dieser Sicherheitsmechanismus nicht in den Gasflaschen, hätte es uns wohl "skyhigh in the air" gejagt, wie der kompetente Chlütteri uns mit grossen Augen erklärte...). Innerhalb einer Stunde war der Defekt behoben und wir konnten unsere Fahrt freudig fortsetzten. Nach einem Laundrybesuch und aufgestockten Vorräten, machten wir uns auf in die Wildnis. Der einmal mehr äusserst holprige Zufahrtsweg auf der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht, öffnete den Geschirrschrank, sodass wir den gesamten Inhalt bei Ankunft am Boden vorfanden. Glücklicherweise hielt sich der Schaden doch sehr in Grenzen. Unser Weg führte uns an den Lac des Roches, wo wir einen Stellplatz direkt am Wasser fanden. Den Abend verbrachten wir grillend, chillend und bierlikillend.

 

Dank des Regens und vorhandenem Internet im nahgelegenen Restaurant führten wir heute unseren Blog nach und planten unsere Weiterreise in Richtung Norden.  

13. - 17. Juni 2015

Die letzten Tage nutzten wir, um die schönen Seen von BC zu erkunden. Wir verbrachten jeweils zwei Tage an einem See und legten danach einen Fahrtag ein, damit wir dann doch noch irgendwann im Norden ankommen werden. Denn auf bereits wieder zugefrorenem Yukon wäre unsere Kajaktour eine noch grössere Herausforderung, als es so schon sein wird.

Die von uns angefahrenen Seen lagen jeweils recht abseits der asphaltierten Strassen, sodass wir unsere 4x4 Fahrfähigkeiten weiter ausbauen konnten. Schliesslich sicherten wir unsere Schränkchen nicht ohne Grund mit zusätzlichen Sperrriegeln. Die Tage verbrachten wir mit baden, kajaken, lesen, spielen, grillieren, Routen planen... und natürlich damit, die umwerfende Umgebung zu geniessen.

Da  bei der letztwöchigen Achterbahnfahrt eine unserer Kochkellen zu Bruch ging, entschied sich Claudi kurzerhand, eine neue zu schnitzen - was wie in den Bildern zu sehen ist, phänomenal gelang - und entdeckte so ein neues Hobby. Was sie uns wohl als nächstes schnitzen wird?

Ausserdem richteten wir unseren Camper fertig ein, sodass er nun voll und ganz unseren Ansprüchen entspricht.

Da die uns im Camper zur Verfügung stehenden Ressourcen beschränkt sind, (Wasser und Strom, bei Stillstand) entwickelte Claudi mitunter kreative Alternativen und genoss bereits eine ausgiebige Outdoorshower. Ich meinerseits bevorzuge da doch eher ein ausgiebiges Bad im kühleren See und eine Katzenwäsche im Camper. Und epilieren brauche ich meine Beine ja zum guten Glück auch nicht so regelmässig.


Bei all dem Schönen, das wir erleben, möchten wir an dieser Stelle doch noch unseren Unmut über die hundsgemeinen Mücken hier in Kanada kundtun (wir sind uns wohl bewusst, das dies "mötzle" auf einem doch eher hohen Niveau ist).

ABER....

Die Mücken hier sind nicht nur eine Qual, sie sind beinahe schon ein Heimkergrund. Es scheint ihnen nicht zu reichen, unsere gemütlichen Abende vor dem Lagerfeuer zu stören - Nein - diesen scheinbar adlergrossen Biestern fällt nichts besseres ein, als auch am Tag und somit wohl in einem Dreischichtrhytmus aktiv zu sein, um uns rund um die Uhr terrorisieren zu können. Wer jetzt denkt, dass wir uns ja in unseren Camper zurückziehen können, um diesen blutrünstigen Monstern entgehen zu können, liegt gehörig falsch. Denn diese Insekten scheinen nicht nur böse, sondern auch wahnsinnig intelligent zu sein. Sie nutzen jeden noch so kurzen Augenblick, wenn die Campertüre geöffnet ist und stürmen dann in ganzen Armeen unser Zuhause. Natürlich verstecken sie sich dann in irgendwelchen Ecken, sodass wir sie nicht jagen können, um dann in der Nacht über uns herzufallen wie Vampire. Da das wahrscheinlich irgendeinem Labor entwichene Flattergetier uns in Kürze leergesaugt haben wird, sehen wir uns wohl gezwungen, uns in Bälde eine Bluttransfusion zuzuführen, damit wir nicht an Blutarmut eingehen werden. 

Also ihr Mücken da draussen: haut ab - macht die Fliege - verreist und lasst uns in Ruhe - isch doch wohr gopfedammi nomol jetzt würkli imfall!!!

 

Aber zum guten Glück gibt es so richtig giftigen 30% DEET haltigen Mückenspray, sodass das alles kein Problem mehr ist...