Peru Teil 2

Es freut uns, die Feder, bzw. die Tastatur zwei weiteren Gastautoren zu übergeben und euch die Blogeinträge aus Ilonas und Philips Sicht präsentieren zu können!

 

02.10.16 (Philip)

Der Langstreckenflug war wie meistens. Ilona schafft es irgendwie, dass sie auf ca. 900cm2 eine Position einnehmen kann die wirklich bequem scheint, während ich mindestens 4 Filme in folge schaue, wobei wie immer die Fernbedienung oder der Kopfhöreranschluss Wackelkontakt hat.

Nach gefühlten hundert Stunden Flugzeit sind wir dann irgendwann durch eine sehr spannende Anflugschneise in Cusco angekommen. Dieser Anflug muss für die Piloten ein Highlight sein, da sie zwischen den 4000m hohen Bergen hindurch zirkeln müssen um dann auf zentral gelegenen Flughafen auf 3300m zu landen. Claudi und David haben uns einen grossartigen Empfang geboten. Mit einem Hägar-Tours Schild und einer kleinen Panflöte zum umhängen bekamen wir bereits den Touristenstempel aufgedrückt. Nochmals vielen dank dafür, es war für uns viel leichter in dieser, doch sehr anderen Welt anzukommen, mit dem Wissen, dass wir uns zuerst mal an eure Rockzipfel hängen konnten. Mit einem Taxi (Ausserhalb des Flughafens, Claudi verhandelt mit erstaunlich gutem Spanisch den Preis) fuhren wir durch das Städtchen zu einem kleinen Campingplatz (Quinta Lala) wo wir unsere grossartige Unterkunft (dä Hägar) beziehen durften. Dann endlich ankommen und mit Freunden von Claudi und David Coca-Tee trinken. Am Nachmittag sind wir dann mit einem kleinen öffentlichen Bus (Colectivo), zusammen mit mehreren Schafen, nach Pisac zu einem kleinen Markt gefahren. Das waren spannende Eindrücke, wie dort die vielen Peruanerinnen, Cocablätter kauend, mit einigen Kindern umgebunden auf ihren Gemüse und Fleischbergen sassen, während ständig irgendwelche Streuner durch die Märkte zogen und das Gemüse markierten. Wie meistens hatte ich nach ca. 1 h genug von den vielen herzigen Ständen worauf David und ich eine Cervezería aufsuchten während sich Ilona, Claudia, Thomas und Miriam wieder auf die Suche nach irgendwelchem Alpakascheiss machten. Am Abend gab es Pizza mit Knoblauch und natürlich einen Pisco Sour (Eiweiss, Pisco und Zuckersirup). Etwa um 22.00Uhr (Schweizer Zeit 05:00) waren wir dann endgültig Bettreif und verbrachten die erste Nacht im Hägar.

03.10.16 (Philip)

Beim Schlafen hat man dann die 3500m Höhe, auf welcher der Campingplatz liegt, bemerkt.

Die Kälte, die trockene Luft und der geringe Sauerstoffgehalt sorgen für einen eher unruhigen Schlaf. Nach einer kalten Dusche lernten wir die Essgewohnheiten von Claudi und David kennen. Bei David wie früher viel Mayonnaise jedoch jetzt zusätzlich viele verschiedene Früchte deren Existenz mir bislang nicht bewusst waren. Bei Claudi hauptsächlich Früchte, Kaffee, Früchte, Brot, Früchte, Tee und nochmals Früchte. Beide konsumieren viel Salz jedoch fast kein Teeverbesserer (Zucker). Der Teeverbessererkonsum wird daher mit unserer (meiner) Anwesenheit um ein Vielfaches steigen. Aber nun genug übers Essen gesprochen, obwohl das für die schenkschen Leser kaum möglich ist;-)

Anschliessend machten wir uns auf den Weg nach Cuzco um die Altstadt zu erkunden. Cuzco ist ein sehr schönes Städtchen mit viel Charme. Sehr vielen alten, von den Spaniern erbauten Gebäuden, die auf noch älteren Inka Mauerwerken errichtet wurden. Daher haben diese zahlreich Erdbeben überlebt und sind somit noch sehr gut erhalten. An jeder Ecke gibt es zahlreiche Strickwaren, Maiskolben und Lamas, bzw. Alpakas. Am Abend durften wir an irgendeiner Schulabschlussfeier mit selbstgemachtem Feuerwerk teilhaben, Uiii Feuerwerk und was für Feuerwerk, natürlich mit Streichhölzer entzündet und sehr kurzen Zündschnüren. Das Ganze an einem Bambusbauwerk festgeschnallt, mit mehreren Drehmechanismen, sodass sich das Feuerwerk in alle Richtungen ausbreiten kann. Grossartig. Im Nachhinein betrachtet sind unsere Feuerwerkversuche mit 16 Jahren richtig sicher gewesen gegen diese „unkontrollierte Verteilung von Schwarzpulver.“

04.10.16 (Philip)

Die Langzeitreisenden in diesen Länder kennen sich irgendwie alle, sodass die Verabschiedung jeweils min. eine Stunde in Anspruch nimmt. Diese Spezies pflegt immer einen sehr detaillierten Austausch über ihre: 1.Fahrzeuge. 2 Reiseroute 3. Preise 4.Toilettenbedingungen, 5. Internetverbindung.

Sowie wir das bislang wahrnehmen ist es eine sehr sympathische und hilfsbereite Art, die sich immer wieder übereinander informieren und einander Tipps geben. Da wahrscheinlich alle ähnliche Hilfsmittel, wie z.B. das iOverlander-App, nutzen treffen sich diejenigen die die Panamericana in die selbe Richtung reisen häufig mehrmals.

Jedenfalls haben wir an diesem Tag nach der Verabschiedungszeremonie den Campingplatz in Cuzco verlassen und sind im Hägar nach Ollantaytambo gereist, wo wir ein Inkabauwerk besichtigten. Bei der Fahrt durften wir beeindruckt feststellen wie gut Claudia und David zusammen funktionieren. Der Chauffeur David lenkt den 2,4m breiten und 7,5m langen Ford 350 auch durch sehr knappe Gassen sicher hindurch, während Claudipedia navigiert, immer wieder über die besten Zielorte und Sehenswürdigkeiten Bescheid weiss und wenn es mal knapp wird sofort aussteigt und mit Handzeichen signalisiert wie viel cm noch verfügbar sind. Allgemein sind wir sehr beeindruckt wie abgeklärt die beiden agieren und sich praktisch nie übers Ohr ziehen lassen. Man merkt, dass sie schon eine Weile unterwegs sind und schon einige Situationen gemeistert haben in welche ich gar nicht geraten will, aber dazu könnt ihr sicherlich auf Ihrem Blog vieles nachlesen.

Zurück zu Ollantaytambo; Ein Inkastädtchen mit den typischen Terassenfelder mit automatischem Bewässerungssystem, Sonnentempel und den ausgeklügelten Mauerwerken, bei denen die einzelnen Steine so genau aufeinander passen, dass nicht einmal Dreck dazwischen Platz hat. Meist sind sie noch innerhalb verkeilt wie Legosteine, was unter anderem der Grund ist, dass all diese Sachen heute noch sehr gut erhalten sind. Ja diese Inkas hatten es drauf. Man hat auch heute nur knappe Hypothesen darüber, wie diese Bauwerke wirklich entstanden sind. Wie bei den Ägyptern gibt es viele offenen Fragen bezüglich der Entstehung ihrer Bauwerke. Und wie bei den Ägyptern muss man feststellen, dass das grosse Wissen das vorhanden war nicht weitergeben werden konnte. Obwohl das vielleicht etwas oberflächlich und arrogant ist, aber wenn man die jetzigen Bauten anschaut und wie mit dem Land umgegangen wird, fragt man sich schon ob diese Leute wirklich nachkommen der Inkas sind. Aber ich will hier die Inkas nicht hoch loben, unbestritten waren sie in Ihrer Zeit Baumeister sondergleichen, aber sie hatten auch immer unzählige Sklaven und mussten immer wiedermal Menschenopfer bringen um die Götter zufriedenzustellen. Da sind mir verbreitete Aussagen der heutigen Indigenen Bevölkerung, dass man ohne Licht fahren sollte da sonst die Batterie kaputt gehe (ohne Scheiss) fast schon lieber. Nun habe ich aber genug Behauptungen aufgestellt, schliesslich habe ich weder ein genügendes geschichtliches Wissen über die Inkakultur noch kenne ich die indigene Bevölkerung ausreichend, dass ich hier urteilen dürfte.

Schenksche Information: zum Znacht gab es übrigens Ratatouille mit Reis.

Mich hatte schon seit zwei tagen leichtes Fieber und eine Erkältung verfolgt, sodass ich mich nach dem Nachtessen mit einem Neocitran ausgeknockt hatte.

Salinas de Maras

05.10.16 (Philip)

O Neocitran, du grossartige Droge, geheiligt werde dein Name, deine Wirkung komme...

Sorry, aber eine Nacht und meine Batterien waren wieder voll geladen, da darf man einem Medikament auch mal ein Lob aussprechen.

Früh aufgestanden sind wir durch die wunderschöne Andenlandschaft nach Maras zu den Salinen gefahren. Als erste, nicht dort arbeitende Menschen, sind wir um 8.50 Uhr angekommen und durften diese unzähligen Salzterrassen bewundern. Auch diese seien seit der Inkazeit in Betrieb und werden ständig erweitert. Mehrere Familien teilen und bewirtschaften diese Felder. Für mich persönlich war das noch viel eindrücklicher als die Ruinen, da es auch immer noch genutzt wird. Bilder sind hier viel wichtiger als Worte

Moray

Anschliessend haben wir noch die nahegelegenen Moray Felder besichtigt, die ebenfalls aus der Inkazeit stammen. Terrassierte, bis zu 150m grosse und 30m tiefe kreisförmige Ackerbauanlagen mit Bewässerungssystem. Die Mikroklimatischen Anlagen funktionierten vermutlich wie ein Gewächshaus die je nach Terrassentiefe einen Temperaturunterschied von etwa 15°C aufwiesen. Dies behauptet jedenfalls der Reiseführer.

Santa Teresa

So gegen Mittag sind wir dann über den 4330m hohen Pass (Abra de Malaga) nach Santa Teresa gefahren, was Claudipedia als Ausgangspunkt für die Machu Picchu Reise vorgeschlagen hatte. Interessanterweise trennt dieser Pass zwei sehr unterschiedliche Landschaften. Während auf der östlichen Seite viele karge Wüsten mit braunroten Erden und Steppen die Landschaft prägen, ist man auf der westlichen Seite plötzlich in einer tropischen, warmen und feuchten Umgebung, wo viele Zitrusfrüchte wachsen und sehr böse kleine Fliegen einem das Fleisch von den Knochen nagen. Naja, so schlimm ist es nicht, aber nervig, da sie so klein sind wie Fruchtfliegen und Stiche wie Bremen hinterlassen, die man aber bis zu 10 Tagen geniessen darf.

Santa Teresa ist ein grosses Dorf, ca. 10'000 Einwohner und verfügt über eine einzige Zufahrtsstrasse. Und was für eine Zufahrtsstrasse. Dreckpiste, schmal, viele Steinschläge die den rechten Hang herunterfallen und links geht es etwa 800m in eine Schlucht hinunter. Trotzdem kreuzen immer wieder Lastwagen und Colectivos den Weg, was zu spannenden Situationen führt.

Das einzige was als Leitplanke dienen könnte, sind die vielen Kreuze am Strassenrand von den abgestürzten Colectivos. Dies ist jetzt vielleicht etwas makaber, zeigt jedoch den Fahrern immer wieder auf, wie nah man am Abgrund ist, was den Rasern mit dem „Jesus es mi guia“ Aufklebern nicht schaden kann.

David meistert die Situation wiedermal gekonnt und bringt uns sicher nach Santa Teresa. Dort angekommen wurden wir auf dem Campingplatz von zwei kleinen Welpen und einem Papagei begrüsst. Wir haben uns dann mal einem Bier gewidmet und uns mit einem Spielkasten beschäftigt, bei welchem man Münzen in einen Frosch werfen muss. Ich bin mir nicht ganz sicher ob wir das Spiel richtig verstanden haben, es hat jedenfalls Spass gemacht und wenn ein Bier (1,1 l) 10 Solitos (ca. 3Fr.) kostet ist dies zwar teurer als im Supermarkt (6 Solitos) aber immer noch sehr fair. Nach Karte hätte das Bier 14 Solitos gekostet, da Claudi und David aber mit der Besitzerin auf Spanisch über die Welpen geplaudert haben hat es dann nur 10 gekostet. Soweit ich das bislang verstehe gibt es überall Gringopreise, Touristenpreise und Einheimischenpreise. Spricht man kein Spanisch ist man auch als Europäer ein Gringo. Sobald man ein wenig auf Spanisch verhandeln kann, zahlt man je nach Verhandlungsgeschick die Touristenpreise oder weniger. !Uiuiui muy caro!, pagamos ocho, no mas? 12 Soles, 9 soles, 11 soles, 10 soles, listo!. Es gibt Leute die verhandeln gerne, ich hasse es. Ich hasse es am Markt zu verhandeln oder mit der beschissenen Swisscom zu verhandeln oder sonst mit irgendjemandem. Völlig Ok, dass die Einheimischen andere Preise haben als die reichen Touristen damit habe ich kein Problem, aber dass man bei jeder Taxifahrt, bei jedem Getränk immer über die Preise verhandeln muss ist aus meiner Sicht reine Zeitverschwendung. Wer geizig und mühsam ist, reist billiger. Interessanterweise hat mir David erzählt, dass den Schweizern hier der Ruf vorauseilt, dass sie immer über den Preis verhandeln, Jaja Geiz ist Geil, diese bescheuerte Aussage aus der Mediamarkt Werbung trifft leider bei vielen zu. Ich habe Verständnis für die Langzeitreisenden, da ihre Ausgaben direkt über ihre Reisezeit entscheiden. Und wenn man mal merkt wie günstig man genau das gleiche bekommt fühlt man sich anschliessend immer verarscht wenn man ein wenig mehr bezahlt. Ich muss hier vielleicht korrekterweise noch anfügen, dass ich nicht das Gefühl habe, dass Claudi und David geizig sind, im Gegenteil sie leisten sich immer viel gutes Essen, Bier, Wein, Pisco und Tabakwaren. Sie lassen sich einfach nicht mehr als Gringos über den Tisch ziehen und verhandeln bei Campingplätzen, Taxifahrten und dort wo halt Gringopreise Angeboten werden. Sie haben damit auch recht. Man darf sich nicht einschüchtern lassen und immer alles bezahlen was verlangt wird, denn sonst wird einfach immer mehr und mehr verlangt. Trotzdem hasse ich diese verdammte elende verf***** Verhandlerei. Aber genug geflucht für heute.

 

Nach ein paar Bier und unzähligen misslungenen Versuchen die Münze in den Frosch zu werfen, haben wir dann Spaghetti Bolognese gegessen und einen unglaublich süssen peruanischen Wein getrunken. Pfuii, ich bin kein Weinkenner, aber ich glaube es war Weinkonzentrat das man mit Wasser mischen hätte sollen, zumindest hat es so geschmeckt. Da könnte man das Aspirin wirklich gleich schon von Beginn mitmischen.  

Hidroelectrica-Aguas Calientes

6.10.15 (Philip)

Trotz einem leichten Kater sind wir wie eigentlich fast immer früh aufgestanden und haben uns mit einem Taxi auf dem Weg zum Hidroelectrica, dem Ausgangspunkt für die Wanderung, gemacht. Von dort aus kann man eine sehr schöne Wanderung, dem Bahngleis entlang, durch den Dschungel machen. Ohne Unterbrüche dauert die Wanderung ca. 2.5h. Wir hatten etwa 4 h, da wir immer wieder Rauch- und Fotopausen machten. Ständig hat es Warnschilder, dass es verboten ist auf dem Gleis zu gehen, da die Gleise noch von den überteuerten Touristenzügen genutzt werden. Schaut man das Gleis an, ist dies eher verwunderlich. Wenn dann jedoch tatsächlich ein Zug kommt, hört man dies aus Kilometern Entfernung und die Züge fahren so langsam, dass der Gleiszustand wieder vertretbar scheint.

Nach der Wanderung haben wir uns im Machu Picchu-Dorf „Aguas Calientes“ ein günstiges Hotel gesucht und die Eintrittskarten für den Hügel geholt.

140 Soles (Touristenpreis) ca. 40Sfr. Ist doch schon ein stolzer Preis, um einen Berg mit Ruinenstadt zu besichtigen, aber wenn man schon mal in der Nähe ist, sollte man dieses Weltkulturerbe doch zu Gesicht bekommen. Wir haben dann in einem kleinen Restaurant das Menu Turistico gegessen (Avocado, Alpaca, Pancake) und die von den Einheimischen erfundene Touristensteuer nicht bezahlt. Ich dachte das gibt noch Diskussionen aber Claudi und David wussten, dass diese Steuer eigentlich nicht existiert und daher auch nicht bezahlt werden muss.

 Wir haben uns dann früh schlafen gelegt, da wir um 5:00 den Aufstieg zum Machu Picchu wagen wollten.

Machu Picchu

7.10.15 (Philip)

Tatsächlich sind wir dann um 4:30 Uhr aufgestanden und nicht mit Pilonas, sondern Schweizer Pünktlichkeit um 4:55 bei der Brücke vor dem Aufstieg bereitgestanden. Zu unserem Erstaunen waren wir nicht ganz allein. Ca. 200 andere Menschen hatten auch die Idee, den Berg zu Fuss und nicht mit den teuren Bussen zu besteigen. Dadurch ging nach der Passkontrolle ein internationaler Touristenwettlauf die 1700 Stufen lange Treppe auf den Berg los. Furchtbare Wanderbedingungen. Die Treppe ist ziemlich schmal und bietet nur selten Möglichkeiten, um die noch weniger sportlichen Touristen (meist Amerikaner) zu überholen. Somit bildet sich eine Menschenschlange den Berg hinauf, und man ist gezwungen das Tempo der Schlange zu gehen.

Nach den ersten 10min trennt sich dann die Spreu vom Weizen und die Einen, meist die, die es am Anfang besonders eilig hatten, machen eine Pause und lassen die Anderen passieren. Plötzlich wird auch in mir ein sportlicher Ehrgeiz geweckt. Wenn man bemerkt, dass man trotz eines eher ungesunden und bequemen Lebensstils trotzdem noch müheloser die Treppen bezwingt, als die meisten anderen Touristen. Jaja, Rauchen ist halt auch eine Art Höhentraining.

Nach einer Stunde Treppensteigen sind wir dann um 05:55 vor den Toren des Machu Picchu angekommen. In den ersten 100 Menschen haben wir auf den Einlass gewartet um anschliessend ein Foto schiessen zu können, welches noch nicht Touristenverseucht ist. Wirklich blöd diese Überlegungen, das ist mir völlig bewusst. Trotzdem denkt jeder Tourist an diesen Orten immer, es wäre noch viel schöner, ohne all die anderen nervigen Touristen mit ihren Selfiesticks und ihren möglichst blöden Kopfbedeckungen oder ihrer nervig lauten Art.

Innerhalb des „Geländes“ sind wir dann nochmals 40 min. zum Sonnentor hinauf gewandert, um von dort aus die Aussicht zu geniessen. Ja dieses Bauwerk ist schon erstaunlich gut erhalten und hat viele Kniffs und Tricks, die man den Inkas hoch anrechnen muss. Aber über das Bauwerk und die Inkas kann man von Wikipedia bedeutend mehr erfahren als von mir. Wir hatten auch darauf verzichtet, uns einen Guia zu nehmen, da niemand wirklich Lust und Energie dazu hatte. Somit sind wir dann um Mittag die Treppe hinunter (40min) und anschliessend dem Bahngleis entlang zurück zum Hidroelectrica (3h) gewandert. Zwischendurch hatten wir noch in einem kleinen Restaurant mitten in einer Bananenplantage Rindfleischspiesse gegessen, während wir von diesen nervigen Fliegen gefressen wurden. Wenn man Davids Unterschenkel betrachtet hat, bin ich mir nicht sicher wer mehr Fleisch abbekommen hat.

Santa Teresa zum Zweiten

Zurück am Campingplatz haben wir dann Miriam und Thomas angetroffen, die wir ja in Cuzco bereits kennengelernt haben. Obwohl sie eigentlich in die andere Richtung reisen, hat es sich so ergeben, dass man sich hier nochmals getroffen hat.

Weiter kam der Papagei vom Campingplaz zu Besuch. Thomas nahm ihn auf die Hand und gab ihn mir auf die Schulter. Ich war ziemlich hilflos, als mir der Vogel ins Ohr biss. Versuchte ich ihn von der Schulter zu nehmen, hat er umso mehr in den Finger gebissen. So blieb nichts übrig als die Faust daneben zu halten und zu warten, bis er sich daran festhält um ihn anschliessend am Boden zu platzieren. Dort angekommen versuchte er mit seinem Schnabel die Autoventile zu zerreissen, aber auch Wanderschuhe oder Zehen waren für ihn sehr interessant. Aber ich kann seinen Unmut verstehen, wäre ich ein Vogel und man hätte mir die Flügel gestutzt, wäre ich auch nicht freundlicher.

 

Zum Znacht gab es Kracker mit verschieden Dipsaucen, der Papagei bekam trotz seines böswilligen Verhaltens auch welche.

Pisac

8.10.15 (Philip)

Am Morgen haben wir den Campingplatz verlassen und sind die spannende Strasse von Santa Teresa zurück über den Pass in Richtung Pisac gefahren. Nach einer langen Fahrt haben wir bei einem Quechua Indianer eine Unterkunft gefunden. Dies war weniger ein Camping als ein Projekt, welches der Indianer mit einigen Freiwilligen pflegte. Mit dem ursprünglichen Baustil der Quechua haben sie Lehmhütten errichtet, in denen man übernachten kann. Auch hatte er einen Kräutergarten und ein Lehmhäuschen, in welchem alle verschiedenen Maissorten ausgestellt sind. Bei der Ankunft erzählte er uns viel über sein Projekt, über Pacha Mama und die Kultur und das Leben der Quechua, sowie über die die Möglichkeit, mit Kakteen seine Ängste zu bezwingen. Ich dachte mir dann, aha, aus diesen Kakteen gewinnt man Meskalin.

 Wir haben am Abend dann Pisco getrunken und mit dem Kartenspiel „Arschlöchlä“ bestimmt, wer das Morgenessen richtet und wer sich dann um den Abwasch kümmern muss.  

9.10.15 (Philip)

Wohl ausgeschlafen sind wir mit einem Colectivo nach Pisac gefahren, um dort ein Internetkaffee aufzusuchen. Fotos hochladen, Finanzen prüfen und Reisebericht schreiben. Anschliessend gingen wir in ein Restaurant, wo es Lasagne gab. In einer Ferreteria kauften wir dann noch Kleinmaterial, um nötige Reparaturen vorzunehmen, sowie ein Multimeter, um die Batterien am Hägar zu prüfen, welche bereits in Cuzco schon erste Schwächeanfälle aufwiesen. Das Multimeter kostete 20 Soles (knapp 7 Sfr ) und kommt natürlich aus China. Es wiegt ca. 20 Gramm und muss beim Messen in den Schatten gehalten werden, da die Messwerte sonst unrealistisch sind. Um einfache elektrische Prüfungen (Spannung, Widerstand und kleine Ströme) zu messen, reicht es jedoch aus. Mit einem Mototaxi (so was ähnliches wie ein Tuktuk) wollten wir dann zum Campingplatz zurückfahren. Der Chauffeur nickte, nachdem Claudia ihm den Standort auf der Karte zeigte und verlangte 8 Soles. Als wir dann ca. 15min mit 4km/h den Berg hinauf fuhren, hielt er an und sagte, dass er uns für diesen Preis nicht mehr weiter fährt. Nach kurzer Diskussionsphase haben wir auf 12 Soles erhöht und er fuhr uns weiter 10 Minuten den Berg hinauf, bis zum Campingplatz. Wir mussten im Nachhinein einsehen, dass der ursprüngliche Betrag für die Strecke wirklich zu wenig war und der Chauffeur zurecht mehr verlangen konnte.

Dort angekommen wurde er aber schnell vom Wachhund des Campingplatzes verjagt.

Hunde hat es in Peru überall, die meisten sind Streuner und interessieren sich nicht für Menschen nur wenige sind „domestiziert“ und bewachen irgendetwas. Auffallend ist, dass die Wachhunde gegenüber Hellhäutigen sehr zutraulich sind während sie gegenüber allen Indigenen, welche sie nicht kennen, ziemlich aggressiv wirken.

 

10.10.15 (Philip)

Am Morgen haben wir den Campingplatz verlassen und sind Richtung Cuzco gefahren. Dort gingen wir in ein Einkaufszentrum um Lebensmittel und eine Dichtung für das Dachfenster beim Hägar zu kaufen. Das Einkaufszentrum ist ein Kulturschock. Gleich modern wie in Europa, mit Modeläden die ihre Waren zu Schweizer Preisen anbieten und unzähligen Fastfoodfilialen.

So ist es denn auch nicht verwunderlich, wenn sich vor der Rolltreppe ein Stau bildet, da ein etwa 10 jähriges Mädchen sich nicht getraut, diese zu benutzen. Ihr Vater hat dann liebevoll mit ihr begonnen den Takt der austretenden Stufen zu zählen um den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Das Mädchen hat vermutlich das erste mal in Ihrem Leben eine Rolltreppe benutzt, was durchaus möglich ist, da dieses Einkaufszentrum vermutlich nur von den Reichsten 5% genutzt wird. Dies sieht man den Leuten auch an, da der Anteil der indigenen Bevölkerung plötzlich sehr gering ist, während er sonst in Peru um die 70% zählt.

Als wir dann anschliessend zur Tankstelle gefahren sind, haben kurz aufeinander mehrere junge Männer auf Hägars linkes Vorderrad gezeigt und uns gesagt, dass etwas defekt sei. Leicht verunsichert hatten wir das dann kontrolliert, konnten jedoch nichts Aussergewöhnliches feststellen . Als dann kurz darauf ein weiterer Senor in Werkstadtkleidung darauf hinwies und uns, nachdem er sich duckte, einen Teil einer Lenkmanschette (die sicherlich nicht von Claudi und Davids Hägar stammte) in die Hand drückte, wurde es uns langsam klar. Dies ist eine Masche, um Touristen in die Garage zu locken und ihnen dann irgendetwas zu reparieren was nicht defekt ist. Ja wir waren im Autoviertel. Wie auch bei uns sind dies meist nicht die ehrlichsten Geschäftsleute. Und ich darf das behaupten, da ich ja selbst in dieser Branche gearbeitet habe. David hat von diesem Trick gelesen; Ein paar Teile, z.B. Die Bremsklötze werden ausgebaut, schwarz gesprüht, damit sie neu erscheinen und dann anschliessend wieder eingebaut. Dem Tourist wird anschliessend eine sehr hoher Betrag verrechnet.

Ok, versuchen kann man es ja mal.

 

Kurz darauf sind wir dann zu einer Gasfüllstelle gefahren, um die beiden Gasflaschen zu füllen. Obwohl es identische Flaschen sind, hat uns der Herr gesagt, dass nur eine befüllbar ist. Wieso auch immer. Solche Sachen muss man nicht hinterfragen, sondern zufrieden sein, dass eine Flasche jetzt wieder voll ist.

Wir sind dann noch ein paar Stunden gefahren und es wurde auch schon Dunkel bis wir den Schlafplatz auf 4300m Höhe erreicht haben. Auf dem Weg fuhren wir zeitweise hinter einer Lamaherde und deren Hirtin her. Die ca. 70 Jährige Frau trieb die Herde im Sprint vor sich her und das auf 4300m.ü. M. Dort angekommen mussten wir zuerst eine gerade Stellfläche suchen, und fuhren deswegen der holprigen Piste noch etwas weiter entlang. Eine Hundebande (ca. 10Stk.) eilte uns voraus. Jedoch nur einer Wachte die ganze Nacht neben dem Fahrzeug.

Wir haben dann Fleischvögel, nach Grossmamas Art, mit selbstgemachtem Härdöpfelstock gekocht. Ein etwas aufwändiges Menü, um in einem Camper zuzubereiten. Es ging jedoch ganz gut bis auf meine Einschätzung bezüglich des Schärfegrads des Paprikas. Somit musste die Sauce noch mit einigen Litern verdünnt werden bis sie geniessbar wurde. Somit hatten wir für einige Tage Sauce und das was nicht mehr ins grösste Tupperware passte, bekam Pedro (Der Hund der neben dem Camper Wachte, Perro ist Hund auf Spanisch und Pedro halt ein bisschen persönlicher).

 Aber auch Pedro eilte zum Bach und musste eine Menge Wasser trinken, nachdem er die Sauce verzerrt hatte.

Rainbow Mountain

11.10.16 (Philip)

Pedro und vier andere Streuner haben uns dann am nächsten Morgen bei der Wanderung auf den 5300m hohen Rainbow Mountain begleitet. Wir sind wieder um 5:00Uhr gestartet, damit wir vor den vielen anderen Touristen, die um 6:00 mit Colectivos anreisen die Wanderung geniessen konnten. Nach der ersten grösseren Steigung warteten eine Gruppe von Einheimischen mit Pferden, um diejenigen aufzuladen, die bereits an dieser Stelle aufgeben. Für uns kam das jedoch nicht in Frage. Klar war der Puls hoch, jeder Höhenmeter doppelt so anstrengend wie sonst, aber sich von einem Gaul wie ein Sack Mehl auf den Berg schleppen zu lassen, dafür ist der innere Schweinehund doch zu gross. Die Wanderung war dann anschliessend auch nicht mehr so steil und die Landschaft unglaublich schön, sodass dann der anschliessende Schneefall nicht die Stimmung verderben konnte. Pedro wurde dann noch von ein paar Hirten mit Steinen beworfen. Die Hirten erklärten uns, dass diese Hunde ihre Schafe reissen und somit nicht wirklich Willkommen sind. Daraufhin versuchte ich Pedro mitzuteilen, dass er sich verpissen soll, dieser fand mich jedoch wenig autoritär, sodass er für eine kurze Zeit einfach ein bisschen mehr Abstand gehalten hatte. Was sollten wir machen, schliesslich war es nicht unser Hund und wir haben ihm auch nie gesagt, dass er uns folgen soll. Später wurde er dann noch von einem Herdenwachlama böse beäugt und anschliessend von einem Herdenwachhund angegriffen.

Trotzdem kam er immer wieder zu uns zurück.

 

Bei den letzten 300 Höhenmeter mussten wir kurz anhalten, Schokolade auftanken und durften dann auf endlich den Namen des Berges verstehen. Welche Mineralien, bzw. Erze diesen Bergen die bunten Farben geben, weiss ich bis heute nicht genau, ist auch egal, der Anblick ist unglaublich und in Realität noch viel farbiger, als auf den Fotos. Oben angekommen hatten wir wiedermal extremes Glück, die Wolken verzogen sich und die Sonne schien auf die farbigen Berge. Wir haben unsere Snacks ausgepackt und auf dem Gipfel zu Mittag gegessen. Pedro und unsere anderen vierbeinigen Begleiter bekamen auch ein wenig zu essen. Schliesslich ist das ihr Trick, wie sie zu Essen kommen. Man sucht sich einen Touristen, tut so als wäre man sein treuer Begleiter, läuft ein paar Schritte mit ihm auf den Berg und wenn dieser dann so happy ist, dass er es geschafft hat, kriegt man etwas zu Essen. Für den Abstieg sucht man sich dann einen anderen Touristen, in der Hoffnung das es in Gegenrichtung auch funktioniert. Schlaue Hunde. So hatten auch wir eine andere vierbeinige Begleitung beim Abstieg.

 

Wieder unten (4300m) angekommen, hatten bei mir starke Kopfschmerzen eingesetzt. Viel trinken und Cocablätter kauen ist das beste Mittel dagegen. Wir sind dann noch ein paar Stunden gefahren, bis wir eine Übernachtungsmöglichkeit in Aguas Calientes gefunden haben. So heissen übrigens alle Ortschaften, an denen es heisse Quellen gibt. Und das sind in diesem vulkanischem Gebiet doch einige. Auf jeden Fall konnten wir dann dort noch ein heisses schwefliges Bad nehmen. Die Bäder waren unterschiedlich heiss und unterschiedlich sauber, leider gab es keine Duschen und kein fliessend Wasser, auch nicht auf den Toiletten. Sodass der Ort trotz der heissen Quellen nicht die schönste Bleibe ist. Es ist irgendwie komisch, wenn man vom Berg fliessend heisses Wasser hat, aber nicht in der Lage ist, dies für eine Dusche oder eine Toilette zu nutzen, gleichzeitig aber frech ein Modell eines Wasserrades zur Wasserkraftnutzung ausstellt. Wie auch immer, zum z`Nacht gab es kugelförmige Nüdeli mit scharfer Fleischvogelsauce.

Chivay

12.10.15 (Philip)

Am 11. Tag unserer Reise sind wir von Aguas Calientes über mehrere Pässe nach Aguas Calientes (Chivay) gereist. Ja, wie schon zuvor angesprochen dieser Ortschaftsname ist verbreitet. Die Fahrt war wieder wunderschön, die Landschaft verändert sich von der kargen Andenwüste zu felsigem Andengebirge und plötzlich wieder ein riesiger Vulkan in der Ferne.

Wie auch schon am Vortag haben wir bei heissen Quellen übernachtet und durften diese für 5 Solitos auch zum Baden nutzen. Hier haben sie es auch geschafft, das Wasser so umzuleiten, dass man darunter stehen konnte. Et Voila, die Dusche ist erfunden.

 Als Abendspeise diente uns verschiedenes Gemüse, Reis, noch etwas runde Nudeln und natürlich scharfe Fleischvogelsauce mit Hackfleisch gestreckt.

Cañon del Colca

13.10.15 (Philip)

Da wir wiedermal die Vorräte auffüllen mussten sind wir, nach einem nachhaltigen Frühstück versteht sich, ins nahegelegene Dorf gefahren um Wasser, Bier, Brot und Diesel zu kaufen. Anschliessend haben wir uns auf den Weg zum Colca Canyon gemacht. Der Colca Canyon ist deutlich höher als der Grand Canyon, ist jedoch noch nicht all zu lange für Fahrzeuge erschlossen. Da der Colca Canyon weniger breit ist und die Landschaft gegenüber dem Grand Canyon ziemlich unterschiedlich ist, seien die beiden nur schwer vergleichbar, hab ich mir sagen lassen. Auf jeden Fall ist es eine riesige Schlucht mit unglaublich steilen Hängen und speziellen Strömungen und Thermik. Daher, und das ist auch das spezielle am Colca Canyon, gibt es hier noch viele der sonst fast nirgends mehr vorkommenden Andenkondoren.

Der Andenkondor ist der grösste fliegende Vogel der Welt und beeindruckte mich mit seinen bis zu 3.2m Spannweite gewaltig. Am Abend hatten wir ein paar wenige aus grosser Distanz zu Gesicht bekommen, wir genossen die Aussicht über den Canyon bis die Sonne unterging. Anschliessend war es aufgrund des stürmischen Wetters zu kalt um draussen zu sitzen. Wir zogen uns in den Hägar zurück und kochten irgendwas mit scharfer Fleischvogelsauce.

 

14.10.15 (Philip)

Mich hatte am Vorabend eine Erkältung erwischt, die sich später als sehr hartnäckig herausstellte. Ich bin normalerweise etwa 1mal im Jahr krank, hier sind wir jetzt zwei Wochen und es hat mich schon das zweite mal erwischt. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind extrem und wenn ich nicht richtig krank bin, das heisst wenn ich noch Lust auf Zigaretten habe, verhalte ich mich auch nicht so. Dadurch erschwere ich meinem Körper die Genesung, aber das ist, so glaube ich, normal. Man hat auch keine Lust einen Tag im Bett zu verbringen, wenn man stattdessen soviel Interessantes erleben könnte. Ist die einzige Option zur Bettruhe die Arbeit, und es lässt sich von der Menge und den Terminen her irgendwie einrichten, fällt einem das weniger schwer...

Auf jeden Fall bin ich aufgrund der Erkältung früh aufgewacht und sofort raus um zu schauen, ob die Riesenvögel fliegen, da diese bekanntlich am Morgen am besten beobachtet werden können.

 Zwei Hügel weiter kreisten tatsächlich mehrere Kondore. Claudia und ich haben dann beschlossen David zu wecken, sodass wir näher zum Pulk hinfahren, um die Vögel besser zu sehen. David ist nicht der begeisterte Ornithologe, dennoch waren wir 15 min. später an einem Aussichtspunkt, wo die Vögel nur wenige Meter entfernt vorbeifliegen.

Puno am Titicacasee

Es war noch früh Morgens und wir nutzten die Zeit, uns auf den Weg zum Titicacasee zu begeben. Wir fuhren ca. 6h bis wir das Städtchen Puno am Titicacasee erreichten. Zur Begrüssung machte sich ein riesiger Regenbogen über dem See breit. Wir fuhren dann zum Hostel Casablanca, etwas ausserhalb des Städtchens, da es in Puno selbst kürzlich vermehrt zu Raubüberfällen auf Camper gekommen ist. Das Hostel Casablanca war bislang die schönste Unterkunft. Es gab wirklich warme Duschen, Toiletten mit Ring und Papier und allgemein war es für peruanische Verhältnisse sehr sauber. Zum z` Nacht gab es übrigens Knabbereien mit guten Saucen.

15.10.15 (Philip)

Da wir die letzten Tage immer viel unterwegs waren, haben wir beschlossen, ein paar Tage am gleichen Ort zu bleiben und haben uns im Casablanca den Dingen gewidmet, die uns unfreiwilligerweise von Zuhause aus beschäftigten, wie z.B. unsere Untermieterproblematik, die ich hier nicht weiter ausführen will. Am Abend sind wir dann mit einem Colectivo ins Städtchen gefahren und haben im Regen 1h eine Lavanderia gesucht, um unsere Wäsche waschen zu lassen. Das klingt vielleicht etwas extravagant, aber bei diesen Preisen wäscht man nicht selbst. Anschliessend haben wir in einem guten Restaurant gespeist. Eine wirklich gute Pizza mit Mozzarella ähnlichem Käse für Ilona und Alpakamedaillons mit Kartoffelstock für mich. Obwohl ich noch lange überlegt habe ob ich mir das Meerschweinchen gönne war mein Hunger doch zu gross um die allfällige Enttäuschung zu verdauen. Nach dem Essen gab es dann noch Panflötengedudel und komische Tänze, die vermutlich nur für Touristen performed wurden. Ilona war, wie eigentlich immer wenn eine Drittklassige Guggenmusik spielt, hell begeistert, während ich bald mal nach der Rechnung gefragt habe. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite befand sich eine gemütliche Cocktailbar, in welcher wir bis spät in die Nacht versumpft sind.

 

16.10.15 (Philip)

Kater.

Ach dieser Pisco schmeckt besser, als er wirkt.

Schenksche Info: Reis mit Pouletgeschnetzeltem.

 

17.10.15 (Philip)

Nochmals einen Ta,g um sich um Körperhygiene, das Ferientagebuch und die Lasten von Zuhause zu kümmern. Am Abend sind wir dann wieder mit dem Colectivo ins Städchen gefahren und haben uns dort einen Ausflug auf zwei Inseln am Titicacasee gebucht. Anschliessend haben wir die Wäsche abgeholt und dann einen weiten Bogen um die Cocktailbar gemacht. Zurück beim Hostel haben wir Lasagne gekocht und uns früh aufs Ohr gelegt.

 

Isla Flotantes de los Uros

18.10.15 (Philip)

Um 6:00 aufgestanden sind wir mit dem Colectivo nach Puno zum Hafen gefahren. Dort konnten wir mit einem kleinen komfortablen Boot zu den Schilfinseln (Islas Flotantes de los Uros) auf dem Titicacasee fahren. Auf den Inseln angekommen, wird man von der dort lebenden Familie begrüsst und der Guide erzählte ein paar Worte über die Herstellung der Schilfinseln und die ursprüngliche Lebensweise der dort lebenden Familien. Ursprünglich daher, da die Familien aktuell nur noch vom Tourismus leben und vermutlich auch nicht die ganze Zeit auf diesen Inseln wohnen, sondern am morgen vor den Touristen selbst mit einem Boot zu den Inseln fahren. Man muss die Inseln daher als Freilichtmuseum betrachten und nicht als Schauspiel für Touristen. In diesem Sinne ist es sehr interessant, dass die Inseln wirklich nur aus Schilf gebaut sind und mehrere Familien, Hühner, Hunde und Fischzuchten beherbergen. Mehrere kleine Schilfhütten, Kochstellen und Aussichtstürme sind darauf errichtet. Alle 2Wochen wird wieder eine neue Schicht Schilf ausgelegt, da der untere Bereich, welcher in Kontakt mit Wasser ist, ständig vermodert.

Isla Taquile, wo die Männer stricken

Nach etwa einer Stunde ging die Fahrt mit dem Boot weiter zur grösseren Insel Taquile. Die Insel ist bekannt für die strickenden Männer. Wer dort nicht Stricken kann, kann gar nichts;-) Die Insel beherbergt etwa 2000 Personen, die von der Fischerei, der Landwirtschaft und dem Verkauf ihrer Strickwaren leben. Mittlerweile hat sich der Verkauf der Strickwaren zur lukrativsten Einkommensquelle entwickelt. Der Reifegrad und der Zivilstand der Männer ist an den Farben ihrer Zipfelkappen, bzw. an der Neigung Ihrer Zipfelkappen ersichtlich. Somit neigt sich die Kappe der Jugendlichen je nach alter nach rechts, links oder hinten. Erwachsene Singles tragen rot weisse Kappen Enden, während verheiratete rote haben. Autoritätspersonen hingegen tragen schwarze Hüte.

Nach eine kurzen Wanderung auf der Insel und einem sehr feinen, auf dem Feuer gekochten Mittagessen (Quinoa Suppe, Forelle und Omelette) fuhren wir mit dem Bot zurück nach Puno.

 Da es unser voraussichtlich letzter Abend in Peru sein sollte, gingen wir nochmals ins Restaurant, wo ich dann noch ein Cuy (Mehrschweinchen) verspeiste. Da es sich um eine besseres Restaurant handelt, wurde es ohne Kopf in vier Vierteln serviert. Gut zubereitet schmeckt es eigentlich sehr gut. Ähnlich wie beim Kaninchen muss man gezielt um die Knochen herum knabbern. Die Haut ist wie beim frischen Güggeli sehr knusprig, jedoch auch sehr fettreich und daher im kalten Zustand nicht wirklich fein.

19.10.15 (Philip)

Am Morgen früh aufgestanden wollten wir uns auf den Weg nach Bolivien machen. Nachdem alles gepackt war, hat sich Hägar jedoch gegen die Weiterfahrt gewehrt. Die Batterien waren dermassen entladen, das auch längeres Überbrücken nicht mehr weiter half. Nach Betrachtung der einzelnen Zellen und unter Berücksichtigung des Alters entschlossen wir uns, in Puno neue Batterien zu kaufen.

Mit dem Colectivo und je einer 85Ah Batterie (Der 6.0lt Dieselmotor braucht zwei Starterbatterien) gingen David und ich in die Stadt. Dort angekommen, mussten wir zuerst die Batteriestrasse finden.

Dazu eine kurze Erklärung: In allen städtischen Gebieten wird an einer Strasse jeweils immer das Gleiche verkauft. Das heisst, es gibt eine Strasse, an der es nur Wäschereien hat, eine weitere, an der es nur Farben gibt, eine weiter werden nur Reifen verkauft usw. Dies hat den Vorteil, dass man schnell einen Preisvergleich und eine etwas grössere Auswahl hat. Gleichzeitig aber auch den Nachteil, dass man zuerst die richtige Strasse finden muss. Weiter benötigt man im Normalfall mehrere Sachen, sodass man durch die ganze Stadt zu den jeweiligen Strassen reisen muss. Also eigentlich hat es deutlich grössere Nachteile als Vorteile, aber ist halt so.

 

Auf jeden Fall haben wir dann nach kurzer Suche die Batteriestrasse gefunden. Als wir dann im fünften Batteriegeschäft ohne Erfolg wieder zum ersten geschickt worden sind, gab es nur noch einen letztes Geschäft, das jedoch geschlossen hatte. Nach ein paar Stunden und einer erfolglosen Suche in anderen Technikwaren Strassen sind wir dann wieder zurückgekehrt, und siehe da, der Verkäufer war aus der Mittagspause zurückgekehrt. Zu unserem Glück hatten wir passende Batterien gefunden, bei welchen lediglich die Pole vertauscht waren, was den nachfolgenden Einbau etwas erschwerte. Nach kurzen Preisverhandlungen über die (peruanischen) Batterien mussten wir den Verkäufer davon überzeugen, dass er uns die Batterien noch aufladen muss. Er meinte dann, sie seien ja neu und ich dachte nur; Jetzt im Ernst? Zum Glück hatten wir das 7Sfr Multimeter dabei. So konnten wir im zeigen, das die Batterien, welche ja unter Umständen lange in seinem Laden lagerten, nicht voll geladen sind. Nach weiteren 30 min Ladezeit wollte er dann unbedingt noch unseren Migros-Sack, mit welchem wir eine der zwei Batterien transportierten. Ich weiss nicht, ob ihm die Abbildung (grosses Schokoladenherz) auf dem Sack so gefallen hatte, oder ob er einfach etwas fürs Aufladen wollte, auf jeden Fall haben wir ihm die Plastiktasche gerne überlassen und verabschiedeten uns von dem lustigen, sehr freundlichen Kauz. Zurück beim Camping hatten wir ca. 4h, bis alle Kabel so verlegt waren, dass die Batterien angeschlossen werden konnten. Hägar hatte endlich wieder Saft und wir assen, dreckig wie Rohrspatzen, Spaghetti Bolognese und tranken unser verdientes Bier.

Adiós Peru, hola Bolivia

20.10.15 (Philip)

Mit vollen Batterien fuhren wir über die Halbinsel am Titicacasee Richtung Bolivien.

Der Grenzübergang war erstaunlich einfach und in Bolivien angekommen, fanden wir schnell einen kleinen Platz nahe am See in Copacabana. Daniele, unser Gastgeber, ein sehr freundlicher, zurückhaltender Herr, hat uns dann ein Bier serviert und uns ein paar Dinge über Copacabana erzählt.

 

Anschliessend haben wir das Städtchen erkundet und uns ab einem Hund amüsiert, welcher mit uns Tannenbaumfangis spielte. Zur Info; Beim Tannenbaumfangis muss sich der Gefangene mit gespreizten Beinen hinstellen und die Arme ausstrecken, wie ein Tannenbaum... Wie auch immer, sobald man etwas breitbeinig da stand, platzierte sich der Hund dazwischen. Das hat er bei allen gemacht ausser bei mir. Ich glaube das basiert auf gegenseitiger Antipathie zwischen Hunden und mir. Die Freude, die viele Menschen empfinden, wenn sie einen Hund sehen, kann ich nicht nachempfinden. Ich akzeptiere diese stinkenden pelzigen Vierbeiner, aber muss sie nicht anfassen oder Ihnen etwas zu Fressen geben. Ich hasse Hunde nicht, aber ich würde niemals einen halten, da sie meiner Meinung nach zu viel Zeit in Anspruch nehmen, wenn man sie einigermassen artgerecht halten will. Entweder man hat viel Land, wo man den Hund frei laufen lassen kann, oder man muss mit ihm täglich seine Runden drehen. In Peru und Bolivien ist das einfacher, fast niemand besitzt einen Hund, aber die meisten tolerieren sie und es hat unzählige „selbständige“ Hunde, die auf der Strasse leben, als Geschwindigkeitsschwellen dienen und vermutlich auch das Aas von den Strassen entfernen. Bislang haben wir keine aggressiven Hunde gesehen und sie wirken auch immer einigermassen gut genährt, da sie häufig von Vorbeifahrenden gefüttert werden. Häufig sind sie zu fünft oder zu sechst in Gangs unterwegs und fressen, was von den Marktständen fällt. Eigentlich hat es fast überall Hunde, aber sie stören weniger als bei uns, da sie fast nie kläffen und auch weniger aggressiv wirken als viele in der Schweiz. Auch gibt es keine von diesen kleinen blöden Handtaschenhunde, da sie vermutlich von den grösseren gefressen werden. Aber nun genug über Hunde. Wir sind an diesem Abend in einer kleinen Bar verendet, in welcher es Tee con Tee gab. Vermutlich sollte es Tee con Rum heissen und nicht Tee con Tee, auf jeden Fall war das Getränk extrem süss, sodass man Tee con Tee con menos azucar bestellen musste. Die Wirtin erzählte uns dann noch einiges über Bolivien und über alle Ausländer, die sie nicht mögen; Die Chilenen, die Argentinier, die Peruaner, die Brasilianer, also eigentlich fast alle Nachbarländer und natürlich die Gringos.

Claudi:

An dieser Stelle tausend Dank unserem Gastautor Philip für seine grossartige Leistung. Es ist uns immer wieder eine Freude, Besuch und somit auch freiwillige Blogschreiber zu bekommen ;-) Mehr zu Bolivien könnt ihr dann in einigen Wochen lesen. Hasta pronto!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0